Fünf Gründe, warum die Klimabewegung jetzt den Bahnstreik unterstützen sollte

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Nachdem der Bahn-Konzern sich den berechtigten Forderungen der Gewerkschaft der Deutschen Lokomotivführer (GDL) verweigert, kommt es nach einer Mitgliederabstimmung nun zu Streiks. Die Beschäftigten fordern Lohnerhöhungen und stellen sich gegen eine weitere Flexibilisierung ihrer Arbeitszeiten vonseiten des Konzerns. Außerdem will der Bahnkonzern die betriebliche Altersvorsorge kürzen, was sich die Beschäftigten nicht gefallen lassen. Die Streikenden brauchen unsere Unterstützung!

Weil auch die Reisenden von den Bahnstreiks betroffen sind, schlägt den Streikenden in den Medien häufig Ablehnung entgegen. Trotzdem ist der Kampf um bessere Arbeitsbedingungen legitim und wichtig und sollte gesellschaftliche Unterstützung bekommen. Fridays for Future hat es im letzten Jahr vorgemacht, als Klimaaktivist*innen in über 30 Städten gemeinsam mit Busfahrer*innen für eine soziale und ökologische Verkehrswende gestreikt haben. Lasst uns neue Bündnisse schmieden und über die Grenzen unserer Bewegung hinauswachsen! Hier sind 5 Gründe, warum sich die Klimagerechtigkeitsbewegung mit den streikenden Bahn-Mitarbeiter*innen solidarisieren sollte:

1. Eine klimagerechte Verkehrswende braucht gute Arbeitsbedingungen bei der Bahn

Für eine soziale und klimagerechte Mobilität brauchen wir einen massiven Ausbau von öffentlichem Verkehr, allen voran der Bahn. Damit Menschen aus klimaschädlichen Berufszweigen (z.B. aus der Flug- oder Autoindustrie) einen Job bei der Bahn annehmen, braucht es dort gute Arbeitsbedingungen. Das bedeutet sichere Jobs, einen guten Lohn und Arbeitszeiten, die sich mit dem Leben vereinbaren lassen. Damit eine klimagerechte Verkehrswende nicht zur Bedrohung für die Beschäftigten, sondern attraktiv für alle Menschen wird, sollte sich die Klimagerechtigkeitsbewegung ganz klar hinter die streikenden Beschäftigten stellen.

2. Ohne die Unterstützung der Beschäftigten können wir keine Verkehrswende durchsetzen

Die Klimagerechtigkeitsbewegung hat Millionen Menschen auf die Straßen gebracht und die drohende Klimakatastrophe ins Bewusstsein vieler Menschen gebracht. An den politischen Entscheidungen oder gar den klimaschädlichen Emissionen hat das aber kaum etwas geändert. Um wirkliche Veränderung durchzusetzen, müssen wir Macht aufbauen und dafür brauchen wir die Beschäftigten. Sie können durch Streiks kollektiv und solidarisch den kapitalistischen Verwertungsprozess stoppen. Diese Macht ist beim Erkämpfen eines sozial-ökologischen Umbaus der Gesellschaft unverzichtbar.

3. Bei dem Streik geht es auch um den Schutz demokratischer Rechte

Um die Schlagkraft kämpferischer Gewerkschaften zu brechen, hat der Staat extra ein Gesetz verabschiedet: Das Tarifeinheitsgesetz sorgt dafür, dass nur noch eine einzige Gewerkschaft innerhalb eines Unternehmens Tarifverträge aushandeln und zum Streik aufrufen darf. Zum ersten Mal wird das Gesetz nun vom Bahnkonzern angewandt, um die GDL auszuschalten. Dadurch sollen Streiks verhindert werden, die dringend notwendig sind, um Veränderung zu erkämpfen. Es braucht einen breiten Widerstand gegen das Tarifeinheitsgesetz und die Versuche von Staat und Bahnkonzern, demokratische Streikrechte auszuhebeln.

4. Eine klimagerechte Bahn muss in öffentlicher Hand sein und die Gewerkschaft kämpft gegen Privatisierung

Damit das Verkehrssystem sich nach sozialen Bedürfnissen und ökologischen Notwendigkeiten ausrichten kann, und nicht nach Profitmaximierung, dürfen die jeweiligen Unternehmen nicht in Privateigentum sein. Die GDL hat schon vor vielen Jahren gegen die Privatisierung der Bahn gekämpft und setzt sich für eine Bahnpolitik ein, die sich auf Ausbau und Instandhaltung vor Ort konzentriert statt international zu investieren.

5. Auch bei der Bahn wird die Coronakrise genutzt, um Sozial- und Arbeitsstandards zu senken

Während einerseits die Vorstandsvorsitzenden ihre Gehälter um 10% erhöht bekommen wollten, wird andererseits die Coronakrise genutzt, um eine weitere Senkung der Löhne und eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten voranzutreiben. Die Beschäftigten sind aber weder für die Verluste der Bahn noch für die Coronakrise verantwortlich. Im Gegenteil – trotz gesundheitlichem Risiko haben sie im letzten Jahr wichtige Infrastruktur für uns alle aufrechterhalten. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Krise auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen wird und die Umverteilung von unten nach oben weiter geht.

Zeigt eure Solidarität – werdet aktiv!

Zeigt mit eurer Gruppe Solidarität für den Streik der Bahn-Beschäftigten! Malt Banner, macht Soli-Fotos und zeigt im Netz und den Streikenden am Bahnhof in eurem Ort, dass die Klimabewegung hinter ihnen steht, denn Klimagerechtigkeit geht nur mit sozialer Sicherheit!

Aufruf von United for Fight (Juli 2021)